Baby-led Weaning: Brei füttern war gestern!

Für die meisten Eltern ist es eine Wissenschaft für sich: das heikle Beikost-Thema. Ab wann darf man welche Lebensmittel einführen, für wieviel Tage? Was, wenn das Baby die Brei-Fütterung verweigert? Eigentlich soll man ja erst ab dem 6. Monat damit beginnen, doch auf den in Supermärkten erhältlichen Produkten steht „ab 4 Monate geeignet“. Bin ich also zu spät dran? Fragen über Fragen, Sorgen und Ärger, wenn alles nicht so klappt wie man es sich vorgestellt hat.

Für die meisten Eltern ist es eine Wissenschaft für sich: das heikle Beikost-Thema. Ab wann darf man welche Lebensmittel einführen, für wieviel Tage? Was, wenn das Baby die Brei-Fütterung verweigert? Eigentlich soll man ja erst ab dem 6. Monat damit beginnen, doch auf den in Supermärkten erhältlichen Produkten steht „ab 4 Monate geeignet“. Bin ich also zu spät dran? Fragen über Fragen, Sorgen und Ärger, wenn alles nicht so klappt wie man es sich vorgestellt hat. Und vor allem todlangweilig: „Hier kommt noch ein Löffelchen…“ Und zwar nicht nur für die Eltern, sondern auch für das Baby, denn außer den Mund auf und zu zumachen, ist es weiter nicht involviert. Das dies so ziemlich genau gegen die Natur eines 6 Monate alten Babys geht, weiß jeder der ein so kleines neugieriges Baby schon mal beim entdeckten seiner Welt erlebt hat. Die gute Nachricht ist, so muss es nicht sein! Es gibt eine ganz natürliche Art Babys an feste Nahrung zu gewöhnen, bei der man entweder viel Geld an Gläschen oder viel Zeit am Breikochen sparen kann, denn diese „Phase“ wird einfach weggelassen. Warum? Weil man sie nicht braucht! Diese also eigentlich alte „Methode“ wurde neu entdeckt und „Baby-led Weaning“ genannt, was so viel heißt, wie „vom Baby geführte Entwöhnung“. Damit ist die sehr langsame Entwöhnung von der Muttermilch hin zu fester Nahrung gemeint. Dieser Prozess kann von 6 Monaten über mehrere Jahre dauern, je nachdem wieviel Zeit ein Kind braucht oder auch die Mutter ihm dafür geben kann und möchte.

Warum überhaupt Brei als Beikost?

Das man Babys Brei füttern soll stammt noch aus einer Zeit in der das offiziell empfohlene Alter zur Umstellung auf feste Nahrung bei 4 Monaten lag. Mit 4 Monaten ist ein Baby noch nicht in der Lage sich selbstständig Essen in den Mund zu schieben oder aufrecht zu sitzen. Daher empfahl man das Füttern von Brei, da dies die einzige Möglichkeit war, genügend Nahrung in ein so junges Baby zu bekommen. 2003 wurde dieses Alter von britischen Gesundheitsbehörde ein Jahr nach der WHO auf 6 Monate hochgestuft. In diesen ersten 6 Monaten soll ein Baby nach Möglichkeit voll gestillt werden (mindestens! Besser länger). Es hat sich nämlich herausgestellt, dass ein zu frühes Einführen der Beikost zu verschiedenen Problemen führen kann. Zum einen ist das Verdauungssystem eines 4monatigen noch nicht genügend ausgereift, weshalb es viele Nahrungsmittel nicht verträgt. Da kommen auch diese Tabellen her, welches Nahrungsmittel wann gefüttert werden darf. Bei einem 6monatigen Baby braucht man dies in der Form nicht mehr, da sein Verdauungssystem schon viel besser arbeitet. Zu früh umgestellte Kinder neigen auch zu mehr Infektionen und Allergien, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Die Babys haben dann natürlich weniger Appetit und in Folge dessen, nehmen sie weniger Milchnahrung zu sich und bekommen nicht die nötigen Nährstoffe, die sie brauchen, da sie zu einem zu frühen Zeitpunkt noch nicht in der Lage sind, diese aus der festen Nahrung zu gewinnen. Dadurch können in einem Extremfall Mangelerscheinungen auftreten. Überhaupt hat feste Nahrung nicht so viele Nährstoffe und Kalorien wie die Milch. Dass die Babynahrungshersteller immer noch „ab 4 Monate“ auf ihre Produkte schreiben dürfen, liegt daran, dass sich alle Länder freiwillig der WHO-Richtlinie verpflichtet haben, ohne entsprechende Gesetzesänderungen vorzunehmen. Dies führt leider zu viel Verwirrung bei den Eltern und dazu, dass Babys schon viel zu früh Nahrung bekommen, die sie womöglich nicht vertragen.

Wie funktioniert Baby-led Weaning?

BLW ist einfach, natürlich und wie gesagt, mal wieder nichts Neues. Das interessante ist ja, dass ein Baby mit seinen 6 Monaten nicht nur körperlich so weit ist auf feste Nahrung langsam umzusteigen, sondern dies auch oft der Moment ist, in dem die Kinder ein erstes Interesse an dem ganzen Geschehen bei Tisch zeigen. Plötzlich greifen sie in den Teller seiner Großen und stopfen es sich so wie vorher beobachtet in den Mund. Natürlich geht es ihm dabei nicht ums Essen, es weiß zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht das Nahrung ihn satt machen kann. Sondern es will das machen was alle machen und experimentiert ein bisschen mit verschiedenen Formen, Konsistenzen und Geschmäckern herum. Dieser Prozess wird von den Erwachsenen nicht angeleitet oder beeinflusst. Das Baby darf einfach mit am Tisch sitzen, denn nun kann es auch aufrecht sitzen, was zum selber essen eine Grundvoraussetzung ist und darf von dem essen, was alle anderen auch essen. Es muss nicht extra gekocht oder püriert werden. Natürlich gibt es dazu auch zahlreiche Tipps, wie man die Speisen am besten zubereitet, dass das Baby sie mitessen kann. Z.B. sollte man die Speisen nicht mehr beim Kochen salzen, sondern lieber danach auf dem Teller. Denn Salz ist für Babys sehr schädlich. Man muss die Lebensmittel auch nicht in Mundgerechte Stücke zerkleinern, sondern einfach so anbieten, dass sie vom Baby gut gegriffen und dann noch oben ein Stück rausschaut, was es anlutschen kann. Das ist dann das „Fingerfood“, das viele Eltern ihren Babys in diesem Alter schon ohne groß drüber nachzudenken anbieten, da sie merken, wie interessiert das kleine an dem Essen ist. Dabei geht es am Anfang auch nicht darum, dass das Baby möglichst viel essen soll. Es darf das Essen spielerisch erforschen. Parallel bekommt es weiterhin seine Milchmahlzeiten, so wie es sie braucht. Erst nach ein paar Monaten wird es merken, was es mit dem Essen auf sich hat und wird dann auch automatisch größere Mengen zu sich nehmen um davon tatsächlich satt zu werden. Doch wie gesagt, ist es nicht notwendig, diesen Prozess zu steuern oder beschleunigen zu müssen. Jedes Kind darf in seinem Tempo entscheiden, wieviel feste Nahrung und wieviel Milchnahrung es braucht. Natürlich ist es wichtig eine gesunde Auswahl an Lebensmitteln anzubieten. So können die Kinder das wählen, was sie gerade brauchen. Manche Eltern waren verwundert, weshalb ihr Kind ein bestimmtes Lebensmittel immer liegen ließ, bis sich herausstellte, dass ihr Kind genau gegen dieses Lebensmittel eine Allergie entwickelt hatte. Auch scheint es so zu sein, dass Babys intuitiv wissen, was ihr Körper gerade braucht (Fett, Kohlenhydrate…) und dann genau das aus der für sie bereitgestellten Lebensmittel auswählen. Und wieder zeigt sich, was für ausgeklügelte Systeme unsere kleinen schon sind. Selbstverständlich ist all dies bei der Gabe einer Breikost nicht möglich.

BLW macht einfach Spaß!

So, jetzt ist dieser Prozess nicht nur viel einfacher, als das müßige Brei füttern während das eigene Essen kalt wird, sondern es macht auch noch viel mehr Spaß. Und zwar im besten Falle allen! Eltern können sich entspannen, da sie parallel mit ihrem Kind essen können und nicht vorher extra kochen müssen. Und die Babys dürfen ohne Stress ihrer Natur folgen und selbstständig wählen was und wieviel sie essen möchten. Dies fördert ihre Entwicklung enorm. Zum einen fördert es ganz klar die Hand-Auge-Koordination und zum anderen prägt es ihr Verhältnis zu Essen langfristig. Denn der erste Kontakt, den wir mit fester Nahrung haben, bleibt uns in „Erinnerung“. Und wenn man früh gelernt hat, aus einer gesunden Vielfalt das wählen zu dürfen, was man braucht, fällt es auch im Erwachsenenalter sehr viel leichter sich gesund zu ernähren. Ein weiteres Risiko bei der Breifütterung ist nämlich, das Babys überfüttert werden, also viel mehr Brei bekommen, als sie selber essen würden. Dies liegt zum einen daran, dass so ein gekauftes Gläschen suggeriert, die hier enthaltene Menge wäre der Standard, nicht mehr und nicht weniger. Des Weiteren braucht ein Baby beim selber essen sehr viel länger und kann daher seinen Sättigungsgrad viel besser finden, als wenn es einen Löffel nach dem anderen in den Mund bekommt. Es hat sich tatsächlich herausgestellt das hier der Ursprung zahlreicher Essstörungen liegt. Und zwar vom Übergewicht, da das Sättigungsgefühl von Anfang untergraben wurde, bis hin zur Essensverweigerung, da man Essen als etwas sehr negativ erlebt hat, bei dem das eigene Wirken und die Kontrolle voll abgenommen wurden. Doch ist es ja eigentlich so, dass wir auch bei anderen Entwicklungsschritten einfach abwarten bis sie stattfinden. Ein Kind krabbelt, ohne dass wir etwas tun müssen, genauso fängt es auch an zu laufen oder zu sprechen. Und wenn ein Kind bereit ist (und zwar dafür auch die körperlich notwendige Reife erreicht hat), wird es auch anfangen zu essen.

Wieviel Gramm muss ein Kind pro Mahlzeit essen?

Der Appetit eines Kindes kann von Tag zu Tag und von Mahlzeit zu Mahlzeit stark schwanken. Jeder der auch schon ein Kleinkind hat, weiß dies. Bei den Babys ist es nicht anders. Es gibt Phasen, da möchten sie wieder voll gestillt werden und dann hauen sie bei Tisch so richtig rein, das einem die Ohren schlackern. Alles völlig normal, alles völlig in Ordnung. Kein Grund in Stress zu verfallen und das Baby zum Essen zu zwingen oder ihm weniger anzubieten, als es verlangt.

Die Erfahrungsberichte vieler Eltern zeigen, dass sich dieses Vorgehen vor allem im Gegensatz zum klassischen Fütterungsverfahren für alle als sehr viel angenehmer und schöner gestalten lässt. Viele finden automatisch beim zweiten Kind zu diesem Prozess, da es Zeit sparender ist und sie entspannter sind, wenn das Kleine sich mal eine Nudel schnappt und in den Mund steckt. Dann denken sie oft „ach, was solls!“ und erzählen aber niemandem, dass sie gar keinen Brei mehr zubereiten. Ab dem 6. Monat kann man jeder Zeit und überall damit beginnen. Auch ein Restaurantbesuch macht mit BWL viel mehr Spaß, da man in der Speisekarte immer etwas Passendes wie Kartoffeln o.ä. finden wird und nichts extra mitbringen muss. Und Babys die „selber machen“ dürfen sind einfach glücklicher!

Ich hoffe, dieser Artikel hat ein bisschen aufgeräumt mit dem Chaos der Beikostthematik. Falls er dir gefallen hat, freue ich mich, wenn du ihn mit anderen teilen möchtest!\"Eure-Anabel\"Literatur: Gill Rapley und Tracey Murkett „Baby-led Weaning – Das Grundlagenbuch“ (2013)

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