Euer Baby zum Einschlafen bringen

Stellungnahme: Einschlafen bei Babys \”So sollten Sie Ihr Baby nicht zum Einschlafen bringen\” (veröffentlicht auf stern.de am 22. Februar 2016) Dieser sehr kurze und wenig wissenschaftlich untermauerte Artikel wird es vielen Eltern mal wieder schwer machen, das zu tun, von dem sie denken, dass es das richtige für ihr Kind ist. Vorausgesetzt, sie lassen sich …

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Stellungnahme: Einschlafen bei Babys

\”So sollten Sie Ihr Baby nicht zum Einschlafen bringen\” (veröffentlicht auf stern.de am 22. Februar 2016)

Dieser sehr kurze und wenig wissenschaftlich untermauerte Artikel wird es vielen Eltern mal wieder schwer machen, das zu tun, von dem sie denken, dass es das richtige für ihr Kind ist. Vorausgesetzt, sie lassen sich durch solche Aussagen beeinflussen. Ich möchte diesen Artikel zum Anlass nehmen, um die Vorteile einer ganz anderen als der dort beschriebenen Vorgehensweise zu beschreiben. Dafür müssen wir uns bewusst machen, was Schlafen für ein Baby bedeutet und wie dieser evolutionsbedingt „angelegt“ ist.

Wie Babys früher geschlafen haben

Wäre ein Baby in einer Jäger-Sammler Zivilisation alleine an einem Schlafort gelassen worden, wäre sein Tod sehr wahrscheinlich gewesen. Daher gibt es einige „Sicherheitssysteme“ im Baby die dies verhindern und sein Überleben sichern sollen. Kurz, alleine Schlafen ist für ein Baby in der Natur nicht vorgesehen! Ein Baby braucht die Nähe seiner Bezugspersonen aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist sein Schlaf ganz anders als der eines Erwachsenen. Denn bei ihm entwickelt sich sein Gehirn vor allem während der Nachtruhe. Dafür fällt es in keinen Tiefschlaf wie wir Erwachsenen, sondern wird immer mal wieder wach und braucht auch nachts, für eine optimale Entwicklung Nahrung (man spricht hier auch von den REM-Schlafphasen). Im Besten Falle wird es gestillt, da dann auch der vorgesehen Hormoncocktail für Mutter und Kind zur Bindungsstärkung (Oxytozin) und Schlafförderung (Prolaktin) in Gang gebracht wird. Dadurch fällt es der Mutter z.B. leichter wieder in den Schlaf zu finden und sie wird insgesamt entspannter. Da Menschenbabys außerdem auch noch nach den 40 Wochen echte Frühgeburten sind, die eigentlich noch eine Weile in Mamas Bauch verbringen müssten, ist die körperliche Nähe Tag wie Nacht sehr wichtig für sie. Desweiteren passt sich bei dem gemeinsamen Schlafen der Schlafrhythmus von Mutter und Baby aneinander an, was das Phänomen erklärt, dass viele Mütter kurz bevor ihr Kind wach wird auch wach werden und nicht aus dem Tiefschlaf geweckt werden.

Nähe fördert Bindung

Eigentlich denke ich, dass ich gar nicht erwähnen muss, dass die gemeinsame Nähe nachts sich auch auf eine verbesserte Kommunikation und Bindung tagsüber auswirkt. Und was braucht ein Baby am Anfang? Muttermilch, Nähe und eine auf das Babys Bedürfnisse abgestimmte Kommunikation! Sicher kann man ein Baby mit verschiedenen Ersatzangeboten ruhigstellen, wie Schnuller oder Stofftiere, die Herzgeräusche imitieren. Doch sie bleiben was sie sind, ein Mutterersatz. Nicht die Brust ersetzt den Schnuller, sondern der Schnuller die Brust. Alles andere macht auch überhaupt keinen Sinn. Und eine Garantie, dass sich ein Baby mit all diesen käuflich zu erwerbenden Ersatzangeboten glücklich und zufrieden alleine im Dunkeln in einem vielleicht zu kalten oder auch warmen Bettchen friedlich schlafen geht, hat man nicht. Das einzige was man einem allein-schlafenden Baby beibringt, ist, dass Schlafen Angst macht. Es ist dunkel, niemand ist da, wenn es aufwacht, totale Stille. Dieses Erlebnis und vor allem diese Gefühle bleiben dem Baby ein Leben lang erhalten. Es wird ihm damit gezeigt, dass seine Bedürfnisse weit unter denen der Bezugspersonen stehen und nicht erfüllt werden. So soll der Start in ein neues frisches Leben sein? Ängstlich und alleine? Und falls man, wie die meisten vermutlich ein Baby hat, dass sich anfangs gegen diese in seinen Augen Brutalität wehrt und nicht einmal das einfache Ablegen mitmachen möchte, steht man vor einem völlig aufgelösten und weinenden Kind. Und das ist für wahrscheinlich wirklich jede Mutter kaum zu ertragen. Man bekommt solche Herzschmerzen, wenn man sein Baby leiden sieht und das ist auch gut so. Denn dieser Instinkt sagt uns, dass da etwas nicht stimmt und dem sollten wir folgen. Wir würden es sofort auf den Arm nehmen und trösten wollen und das wäre die wirklich adäquate Reaktion. Denn das Baby kann sich nur über das Weinen ausdrücken. Es ist seine Art zu sagen, dass etwas nicht stimmt. Und dies hat auch immer etwas zu bedeuten. Nie würde es seine Bezugspersonen verärgern wollen, denn das würde sich ja negativ auf sein Überleben auswirken. Es ist also kein Machtkampf, den das Kleine austrägt, wenn es einfach nur bei einem auf dem Arm schlafen, aber auf keinen Fall irgendwo abgelegt werden möchte.

Überaktivierung statt Ruhe sind häufige Beruhigungsversuche

Gut beschrieben in dem Artikel sind die überaktivierenden Versuche Seitens der Eltern ein aufgebrachtes Baby zu beruhigen. Denn umso mehr das Baby von seiner Umwelt wahrnimmt, desto stimulierter ist es und kann am Abend evtl. nicht mehr zur Ruhe kommen, obwohl es doch so müde ist. Eltern, die oft sowieso schon an Schlafmangel leiden, versuchen dann alles, um dieses Kind zum Schlafen zu bringen. Stundelanges Hüpfen auf dem Pezziball oder Schaukeln im Arm, bis diese wehtun sind da nicht selten. Tatsächlich schlafen die Babys dann irgendwann aufgrund ihrer totalen Erschöpfung ein. Das dies kein wünschenswerter und dauerhafter Zustand sein sollte, damit bin ich einverstanden. Denn was das System in diesem Moment eigentlich braucht, ist eine möglichst reizarme Situation. Also abgedunkeltes Zimmer, am besten an Mamas Brust, die selbst durch Atemtechniken sich soweit entspannt, dass auch sie dabei einschlafen könnte. Denn die Erregung der Mutter, die bei jedem scheiternden Versuch das Baby in den Schlaf zu bringen steigt, überträgt sich natürlich auch auf dieses. Die Mutter sollte nicht ständig denken „schläft es endlich?“, sondern versuchen auch ihr System herunterzufahren, so dass das Baby eine adäquate Orientierung bekommt.

Jedes Baby ist anders!

Das Wichtigste beim Schlafengehen ist zu beachten, dass jedes Baby und jede Mutter ganz anders sind. Manche Schlafen gut, andere schlecht ein, manche Mütter kommen ohnehin mit wenig Schlaf aus, andere nicht. Ein relevanter Punkt dabei ist sicher, wie viel Unterstützung die Mutter im Alltag mit ihrem Baby hat. Kommt eine Oma oder Freundin regelmäßig zu Besuch und hilft im Haushalt, so dass die Mutter auch mal alleine ein entspannendes Bad nehmen kann oder ist sie völlig auf sich alleine gestellt und muss alles in der Primärfamilie aufteilen, wie es leider in unserer Kultur häufiger der Fall ist.
Alleine Schlafen ist für Babys jedenfalls in der Natur nicht vorgesehen! Warum sollten wir es dann also machen? Die möglichen Schäden und Risiken sind meines Erachtens einfach zu groß, um es für ein paar Stunden mehr Schlaf zu riskieren. Denn auch der plötzliche Kindstod ist seltener und mögliche Atemprobleme werden von der Mutter viel schneller wahrgenommen, wenn das Kind mit im Bett oder direkt daran schläft.
Das Stillen im Bett ermöglicht übrigens das Weiterschlafen, womit weder die Flaschennahrung, noch das eigene Kinderzimmer mithalten können. Gerade berufstätige Mütter können hier auch wunderbar Kuschelzeit nachholen.
Tja, doch was helfen einem all diese Informationen, wenn man todmüde nach einem anstrengenden Tag mit einem weinenden Baby konfrontiert ist, das einfach nicht schlafen will? Da erscheint einem doch das Angebot des Mannes, er könne es doch durch den Flur tragen und schaukeln sehr verlockend. Und auch das ist völlig in Ordnung. Meine Hauptmessage hierbei sollte sein: Bitte liebe Mütter, tut das, was euch und eurem Baby gut tut und manchmal eben auch ein Kompromiss. Habt kein schlechtes Gewissen, wenn ihr einen Artikel lest, in dem steht, wie ihr euer Baby nicht ins Bett bringen sollt und ihr aber all diese Dinge schon getan habt und immer noch tut. Manchmal will man einfach nur, dass es funktioniert. Behaltet einfach im Hinterkopf, dass ihr eurem Baby immer wieder auch verschiedene Hilfen anbieten könnt und einfach ausprobiert, was am besten zu euch beiden passt. Wenn es der absolute Wunsch der Mutter ist, dass ihr Baby in einem eigenen Zimmer schläft, wird es das auch akzeptieren, solange es nicht dazu gezwungen, sondern es ihm einfühlsam und verständnisvoll beigebracht wird. Seid ihr jedoch unsicher, wird euer Baby das spüren und euch so lange auf den Zahn fühlen, bis ihr euch zuverlässig für etwas entscheidet.
Allen Müttern, die aus verschiedensten Gründen dennoch ihre Babys nachts in einem anderen Zimmer ablegen, möchte ich anbieten sich zu überlegen, ob sie die dadurch begrenztere Zeit der Nähe in irgendeiner Form am Tag nachholen möchten. Das könnte z.B. das Tragen in einem Tragesystem statt der Anschaffung eines Kinderwagens sein, oder, oder… Hier muss jede Familie für sich überlegen, wie sie damit umgehen wollen und schauen, wie ihr Baby auf die Angebote reagiert. Bedenkt nur immer, dass die ersten Jahre unsere prägendsten sind. Was wir hier erleben und was wir in dieser Zeit fühlen, bleibt immer in unserem körperlichen Gedächtnis und ist die Grundlage, für den Rest unseres Lebens. Sozusagen das Fundament unseres Lebens. Es lohnt sich also wirklich, in diese Zeit sehr viel Energie und Zeit zu stecken, auch wenn von unserer heutigen Gesellschaft eigentlich genau das Gegenteil suggeriert wird. Doch dazu mehr ein andermal.
Also, habt keine Angst vor Fehlern, die machen wir so oder so. Doch hört auf euer Herz und tut nichts, nur weil es andere so machen oder weil es andere eben nicht so machen. Das ist immer ein schlechter Grund und sollte direkt bei allen Überlegungen rund ums Baby gestrichen werden. Findet euren für euch ganz eigenen Weg, egal was andere darüber denken können. Das verkompliziert nur alles und raubt so viel Zeit und Energie, die man für wichtigere Dinge gut gebrauchen kann.

… und bitte lasst das \”Argument\” Das hat uns doch auch nicht geschadet nicht gelten!\"\"[templatera id=\”5708\”]

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