… um dann noch mehr zu bekommen!
Die Geburt ist ein Geschenk!
Es heißt nicht umsonst „Leben schenken“. Doch nicht nur die Mutter hat etwas zu geben. Auch sie wird etwas Wundervolles dafür erhalten.
Vor einigen Tagen hat es mich traurig gemacht, als eine Hebamme aus ihrem Alltag erzählte: Viele Frauen wünschen eine Geburt, bei der sie nicht gefordert sind. Das Kind soll bitte einfach schnell herauskommen.
Nur wenige Frauen sind bereit etwas während der Geburt zu geben. Woran liegt das?
Sie vertrat die Meinung, dass es einfach zu dem Prozess dazugehört auch von sich Etwas zu geben, um dann etwas empfangen zu können. Sie selbst ist Mutter von vier Kindern und weiß wovon sie spricht. Ich habe darüber nachgedacht und fand es logisch. Ganz nach dem Motto „im Leben gibt es nichts umsonst“, sollte es vielleicht auch für die Geburt gelten:
„Mutter zu werden muss man sich verdienen“.
Und damit meine ich nicht, dass man die schlimmsten Schmerzen der Welt ertragen muss, sondern, dass man hart arbeiten muss um an sein Ziel zu gelangen. Das geht auch mit wenig oder keinen Schmerzen. Doch körperlich und psychisch ist es eine herausfordernde Aufgabe. So wie das ganze spätere Leben mit Kind eben auch.
Die Geburts-Mentalität
Warum also erwarten manche Frauen, dass sie schnell mal in der Klinik vorbeischauen, ihr Kind möglichst einfach (also betäubt) entbunden „bekommen“ (anstatt es selbst zu gebären) und dann wieder so weiter machen wie vorher?
Im idealsten Falle gibt es eine Termin-Geburt mit Kaiserschnitt die schon fest im Terminkalender eingetragen ist und nicht mal einen Tag in Anspruch nimmt. Es soll leicht, schnell, ohne ein Ziepen und sauber vonstatten gehen.
Danach sind alle glücklich, schnell ein Foto für Facebook, natürlich mit dem stolzen Papa, der direkt im Anschluss wieder arbeiten gehen kann. Dann ab nach Hause, das Baby in sein Bettchen mit einem Haufen Kuscheltieren und einem Zimmer das mit Spielsachen für die nächsten 5 Lebensjahre ausgestattet ist… (Okay, Ihr seht, ich übertreibe natürlich)
Ich hoffe nicht, dass es tatsächlich Eltern gibt, die all diese Beschreibungen erfüllen. Doch das ein oder andere findet man tatsächlich wieder. Und dabei wäre doch für alle Beteiligten so viel mehr gewonnen, wenn die Einstellung zur Geburt sehr viel positiver verinnerlicht worden wäre. Das Bild, was viele von einer „gelungenen“ Geburt haben, scheint irgendwie verschoben.
Der Höhepunkt der Geburt
Eine Geburt ist einfach ein wesentlicher Teil für den Bindungsaufbau, für das Erleben der Mutter. Jede Mutter, die natürlich entbunden hat, kann mit Sicherheit bestätigen, dass es kein vergleichbares Gefühl gibt, wenn man es geschafft hat. Und um dieses Gefühl bringen wir uns, wenn wir alles umgehen, was uns irgendwie erst mal nicht nur Wohlgefühl bringt.
Denn dieses Gefühl, dieses Erlebnis kann man nicht nachholen. Man muss dafür bereit sein, alles zu geben, um dann am Ende auch alles zu bekommen. Ansonsten bleibt ein unbefriedigendes Gefühl, wie es ganz klassisch beim Beischlaf ohne Höhepunkt vorkommt, zurück. Auch dies können Mütter, die einen ungeplanten Kaiserschnitt hatten bestätigen. Sie haben das Gefühl, das ihnen noch etwas fehlt, das man sie um dieses Gefühl betrogen hat.
Und genauso geht es dem Baby. Es ist ganz und gar darauf programmiert diesen Weg zu beschreiten, es will es selbst schaffen, aus eigener Kraft. Natürlich braucht es dazu die Unterstützung seiner Mutter, aber vor allem braucht es ihr Vertrauen. Ihr Vertrauen in sich und ihr Baby, das sie es zusammen schaffen können. Damit stärkt sie nicht nur ihr Selbstvertrauen, sondern auch das Baby spürt, »Mama traut mir diese anspruchsvolle Aufgabe zu, also können wir es auch gemeinsam schaffen!«. Und zu spüren, wie man mit seinem Baby zusammen die Geburt erarbeitet verbindet beide schon enorm.
Klar, dass ganz andere Gefühle vorherrschen, wenn ein Kind von einem Arzt aus dem Bauchraum der Mutter entnommen wird. Bitte denkt daran, dass ich hier immer von gesunden Schwangerschaften mit normalen Voraussetzungen für eine Geburt spreche. Natürlich kann ein Kaiserschnitt indiziert sein und somit lebensrettend eingesetzt werden und das bei ca. 3%. Doch ist eine vorherrschende Kaiserschnittrate von ca. 30% in deutschen Krankenhäusern wohl kaum auf nur lebensbedrohliche Geburten zurückzuführen. Zwar war die Sterberate früher schon höher, doch vor allem wegen der schlechten hygienischen Bedingungen, weshalb die Mütter NACH der Geburt erkrankten und verstorben sind.
Wann ist eine Geburt natürlich?
Also, wenn Ihr die Möglichkeit habt, gönnt Euch das unbeschreibliche »Event« einer natürlichen Geburt.
Und achtet darauf, wenn Ihr sie Euch wünscht, dass Ihr sie schützt. Denn für das klinische Personal ist jede vaginal entbundene Geburt eine natürliche Geburt. Egal ob eine PDA, Saugglocke oder Zange zum Einsatz kam.
Doch bei einer echten natürlichen Geburt wird der Einsatz solcher „Hilfsmittel“ nicht notwendig sein, da euer Körper und euer Baby die besten „Hilfsmittel“ sind die Ihr vorfinden könnt.
Daher finde ich es so wichtig, sich mental und körperlich ausführlich auf diese ungewohnte Erfahrung vorzubereiten. Ändert Eure Ansicht darüber, wie eine Geburt wohl auszusehen hat und das sie Euch nichts abverlangen darf (falls Ihr solche Gedanken hattet oder sie Euch so vorgelebt wurden). Doch das darf sie, Ihr dürft an Eure Grenzen gehen und danach wie nach einem Marathon stolz verkünden, dass Ihr es geschafft habt! So behaltet Ihr die Kontrolle und lasst Euch ganz bewusst auf das Geschehen ein und vermeidet Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Genauso viel Spaß wie Ihr hattet, als euer Baby entstand, genauso dürft Ihr Euch auch auf den Akt der Geburt und ihren Höhepunkt freuen.
Denn die Kunst des Gebärens liegt in der Bereitschaft etwas zu geben, zu einem Zeitpunkt, wo wir doch so viel bekommen!
In diesem Sinne, macht Euch bereit für EURE Geburt![templatera id=\”5710\”]Photo by Kala Bernier